Die aktuellen Forschungsergebnisse über Gluten und Autoimmunerkrankungen
Haben Sie schon einmal das Wort „Gluten“ gehört? Gluten ist ein Protein, das in Weizen, Gerste und Roggen vorkommt und Brot seine lockere Konsistenz verleiht. Während die meisten Menschen Gluten problemlos verdauen können, müssen oder sollten es viele Menschen mit Autoimmunerkrankungen meiden. In diesem Artikel widmen wir uns den neuesten Erkenntnissen über den Zusammenhang zwischen Gluten und Autoimmunerkrankungen wie Zöliakie, Hashimoto-Thyreoiditis und Multiple Sklerose. Wir werden uns auch mit der Kontroverse um glutenfreie Diäten befassen und sehen, ob sie für jeden notwendig sind.
Was sind Autoimmunerkrankungen?
Bevor wir auf den Zusammenhang zwischen Gluten und Autoimmunerkrankungen eingehen, sollten wir zunächst klären, was Autoimmunerkrankungen sind. Grundsätzlich handelt es sich dabei um Erkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Zellen angreift, weil es sie für fremde Eindringlinge hält. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, je nachdem, welcher Teil des Körpers betroffen ist. Häufige Autoimmunerkrankungen sind beispielsweise die rheumatoide Arthritis, Lupus und Typ-1-Diabetes.
Zöliakie und Gluten
Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, von der etwa 1 % der Bevölkerung betroffen ist. Sie wird durch Gluten ausgelöst, das das Immunsystem dazu veranlasst, den Dünndarm anzugreifen. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen wie Durchfall, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust führen. Mit der Zeit kann die Schädigung des Dünndarms zu einem Nährstoffmangel und anderen Komplikationen führen. Die einzige Behandlung für Zöliakie ist eine strenge glutenfreie Diät.
Nicht-zöliakische Glutenunverträglichkeit
Während die Zöliakie gut definiert ist, gibt es eine andere Erkrankung, die sogenannte nicht-zöliakische Glutenunverträglichkeit, die etwas umstrittener ist. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine Erkrankung, bei der Menschen nach dem Verzehr von Gluten Symptome zeigen, aber weder an einer Zöliakie noch an einer Weizenallergie leiden. Zu den Symptomen gehören Blähungen, Bauchschmerzen und geistige Beeinträchtigung („brain fog“). Während einige Forscher davon ausgehen, dass es sich hierbei um eine echte Erkrankung handelt, meinen andere, dass es sich lediglich um einen Placeboeffekt oder eine Reaktion auf andere Bestandteile des Weizens, wie z.B. Fructane, handelt.
Hashimoto-Thyreoiditis und Gluten
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Bei dieser Erkrankung greift das Immunsystem die Schilddrüse an, was zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führen kann. Obwohl die genaue Ursache von Hashimoto nicht bekannt ist, deuten einige Studien darauf hin, dass Gluten eine Rolle spielen könnte. Eine Theorie besagt, dass das Glutenprotein eine ähnliche molekulare Struktur wie die Schilddrüse hat, was das Immunsystem dazu veranlassen könnte, beide anzugreifen. Es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um diesen Zusammenhang zu bestätigen.
Multiple Sklerose und Gluten
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine neurologische Krankheit, welche Gehirn und Rückenmark betrifft. Obwohl es sich nicht um eine Autoimmunerkrankung im herkömmlichen Sinne handelt, ist es das Immunsystem, das die die Nervenfasern umgebende Myelinscheide angreift. Einige Studien deuten darauf hin, dass Gluten eine Rolle bei MS spielen könnte, obwohl die Ergebnisse nicht eindeutig sind. Eine Studie ergab, dass MS-Patienten, die sich glutenfrei ernährten, weniger MS-Schübe hatten, während eine andere Studie keinen signifikanten Unterschied feststellte.
Muss ich glutenfrei essen?
Nun fragen Sie sich vielleicht, ob Sie sich glutenfrei ernähren sollten. Die Antwort lautet: Es kommt darauf an. Wenn Sie an einer Zöliakie leiden, ist eine strikte glutenfreie Diät unerlässlich. Wenn Sie an einer nicht-zöliakischen Glutenunverträglichkeit leiden, kann der Verzicht auf Gluten die Symptome lindern. Wenn Sie jedoch keine glutenbedingten Gesundheitsprobleme haben, brauchen Sie sich nicht glutenfrei zu ernähren. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine glutenfreie Ernährung sogar ungesünder sein kann, da sie bei nicht betroffenen Menschen zu einem Nährstoffmangel und erhöhten Risiko für Herzerkrankungen führen kann.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Zusammenhang zwischen Gluten und Autoimmunerkrankungen komplex ist und weiter erforscht werden muss.
Während die Zöliakie eine bekannte Erkrankung ist, die eine strikte glutenfreie Diät erfordert, ist die Beweislage bei anderen Autoimmunerkrankungen weniger eindeutig. Wenn Sie Symptome haben, die mit Gluten zusammenhängen könnten, ist es ratsam, dies mit Ihrem Arzt zu besprechen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen vorzunehmen. Außerdem sollten Sie sich bewusst sein, dass die Einhaltung einer glutenfreien Diät schwierig sein kann und dass dies nicht für jeden notwendig ist. Wenn Sie sich jedoch für eine glutenfreie Ernährung entscheiden oder Ihnen nichts anderes übrigbleibt, als diese penibel einzuhalten, gibt es trotzdem viele leckere und gesunde Alternativen.
Letztendlich ist es wichtig, dass Sie auf Ihren Körper hören und mit einem Gesundheitsexperten zusammenarbeiten. Nur so können Sie herauszufinden, was das Beste für Sie ist. Unabhängig davon, ob Sie an einer Autoimmunerkrankung leiden oder nicht, ist eine ausgewogene Ernährung mit frischen und vollwertigen Lebensmitteln für eine optimale Gesundheit unerlässlich. Wenn Sie gut informiert sind und bewusste Entscheidungen treffen, können Sie Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden selbst in die Hand nehmen.
Sources: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30384202/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9101474/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8224613/